Strohsäcke statt Stroh im Kopf: Die CIA, Wikileaks und das Atommüll-Problem
Bei zu desaströsen Entscheidungen in der Politik hilft nicht mal mehr saukaltes Wetter gegen Demo-Massen: 50’000 Menschen demonstrierten Anfang November bei beissenden Minustemperaturen in Dannenberg im Wendland gegen die deutsche Atompolitik im Allgemeinen und den Atommülltransport im Speziellen. An die zehntausend davon quartierten sich anschliessend auf den Schienen und Strassen der Transportstrecke ein. Dort wurden mit Hilfe von Stroh zweckmässige Lager errichtet. Die Lager für Atommüll hingegen erfüllen ihren Zweck nach wie vor absolut nicht – da hilft weder Stroh, noch Salz, noch Opalinuston – höchstens Wikileaks.
„Mit Abschalten haben wir nicht das Gehirn gemeint“ hiess es auf einem Transparent, „Katzen würden Windkraft kaufen“, auf einem anderen. „Stroh gehört auf die Strasse und nicht in den Kopf“ stand zwar nirgends, wäre aber während des Atommülltransports nach Gorleben auch ein passender Slogan gewesen: Die meisten Traktoren der Region waren zwar bei der Blockade diverser Strassen im Einsatz, einer davon brachte aber auch Strohballen an die 44-stündige Sitzblockade auf der Strasse vor Gorleben.
Stroh ist innerhalb kürzester Zeit unschädlich abbaubar. Damit unterscheidet es sich grundsätzlich von Atommüll, der u.a. Plutonium-242 enthält, von dem nach 380’00 Jahren immer noch die Hälfte da ist. Was blöd ist, weil einige Milliardstel Gramm davon eine hochgradige Krebsgefährdung mit sich bringen. Da kann mensch nur von Glück reden, dass in das Zwischenlager von Gorleben bis dato noch kein Wasser eingedrungen ist (so wie in Asse).
Ob es wirklich ein Glücksfall ist, dass in der Schweiz der Atommüll in 113 m dicken Opalinustonschichten landen soll, mag allerdings bezweifelt werden. Das Umweltministerium in Stuttgart – und das hat sicher kein Stroh im Kopf – jedenfalls findet dass 100 m dicke Opalinusschichten für Atommüllager ungeeignet sind, weil zu dünn. Die Schweiz sieht das anders. Detaillierte Recherchen der CIA ergaben, dass die Schweizer Haltung sehr begründet ist: Es gibt in der Schweiz nur 113 m dicke Schichten, da kann man schlecht die Lagerung in dickeren Schichten einfordern (so wie das die Deutschen können, weil die in Norddeutschland solche Schichten haben).
Ausserdem – und da müsste man wirklich strohdumm sein, um das nicht einzusehen – ist Opalinuston auf jeden Fall dichter als die derzeit aufgrund von Wikileaks ziemlich lecken US-Botschafen.
Allerdings wissen wir jetzt dank Wikileaks auch, dass es eigentlich gar nicht so wichtig ist, wie durchlässig die derzeit diskutierten Materialien sind: Als Gaddhafi im Central Park in New York kein Zelt aufstellen durfte, hat er seinen hochgefährlichen Atommüll in Libyen einfach in einem Lagerhaus „versorgt“**. Bei einer derartigen Lagerung ist es dann wirklich irrelevant, ob unterirdische Salzstöcke bzw. Opalinusschichten lecken oder nicht.
** Dies ist leider kein Witz, obwohl es völlig unlogisch und irrational ist eine Verbindung zwischen einem Zelt in New York und Atommüll in Libyen herzustellen, aber das hat Gaddafi tatsächlich gemacht, das ist die Welt in der Atommüll für 100’000e Jahre sicher verorgt werden soll (Details siehe Gaddhafis Atommüll-Roulette und US-Botschafts-Depeschen zu Atommüll in Libyen).
Hintergrund-Infos zum Artikel:
x-tausendmal quer (die mit den gewaltfreien Strassenblockaden)
Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg (die mit den Traktoren und dem Stroh)
Aktion Atommüllfreie Asse (die mit dem sicheren Atommüllager das leckt)
Ungleiche Ellen bei Atommüll-Geologie – Tagesanzeiger (die mit dem Opalinuston)
Gaddhafis Atommüll-Roulette (der mit dem Lagerhaus)
US-Botschafts-Depeschen zu Gaddafi-Atommüll (die durchs Wikileaks-Leck gingen)
Wikileaks (die so leck sind, dass man sie nicht abschalten kann)
Wikileak-Infos auf Wikipedia (die derzeit noch dicht sind)