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Cia&Friends

Kompromisslose (Un-)Menschlichkeit in Zürich

Zu Weihnachten wurde in den Kirchen Zürichs auch dieses Jahr das Evangelium mit der Herbergssuche verlesen. Eine davon, die Predigerkirche, wurde kurz vor Weihnachten von Flüchtlingen auch tatsächlich als Herberge gewählt – eine letzte Zuflucht vor der unmenschlichen Asylpraxis des Kantons Zürich. Eine so wörtliche Auslegung des Evangeliums stösst bei Kirchenverantwortlichen allerdings nicht auf Gegenliebe.

Besetzung Predigerkirche Sans-Papiers Zürich

Ein Vertreter der evangelischen Kirche spricht in einem Interview mit der NZZ vom 31.12.2008 von der Kompromisslosigkeit der BesetzerInnen der Predigerkirche. Damit hat er die Sachlage eigentlich voll erfasst: Bei der Menschlichkeit gibt es keine Kompromisse – das wäre nämlich unmenschlich. Erschreckend ist allerdings, dass er genau eine solche Unmenschlichkeit einfordert.

Nun kann man sich natürlich fragen, warum die in der Kirche wohnenden Flüchtlinge so „kompromisslos“ menschlich sind. Warum sie eine Kirche einem Ochsenstall vorziehen oder der Abschiebung in ein Land in denen ihnen Verfolgung, Hunger oder gar der Tod droht.

Offensichtlich haben sich die Menschen dazu entschlossen in der Kirche zu bleiben, auch wenn sie dort nicht von allen erwünscht sind.

Ein Friend der CIA hat den Tatort am 1.1.2009 persönlich besichtigt. Der Agent berichtet:

„Bei der Predigerkirche neben der Zentralbibliothek in Zürich angekommen, begegnen mir viele engagierte schöne Menschen. Aus ihrer Not heraus machen sie mit dieser nota bene gewaltfreien Aktion auf ihre missliche Situation aufmerksam. Ein couragierter Christ erzählt mir von einem muslimischen Freund: Der hatte vor ein paar Wochen eine Operation. Er sei immer noch krank. Er habe keinen festen Wohnsitz und kann jeweils so eine Woche bei dem einen und ein paar Tage bei anderen Bekannten leben. Jetzt hat er für ein paar Tage in der Predigerkirche Zuflucht gefunden.“

Kuh stellt sich vor, dass eine Kirchenbesetzung für jede gläubige Person in und ausserhalb der Stadt ein idealer Anlass wäre, die „Mitmenschlichkeit“ zu thematisieren. Das scheint nicht der Fall zu sein. Der CIA-Bericht weiter:

„Ein Ohr- und Augenzeuge berichtet, im letzten Gottesdienst sei die Aktion mit keinem Wort erwähnt worden. Keine Worte des herzlichen Willkommens von ChristInnen an die Menschen der Welt. Kein Wort über die Polizei- und anderen Kontrollen, welche die Sans-Papiers normalerweise im Alltag über sich ergehen lassen müssen. Kein Wort über die willkürlichen Verhaftungen unschuldiger Menschen.

Weiter erzählt der Zeuge, wie er einmal (in der Schweiz – nicht im Kongo oder in Ruanda) auf offener Strasse verhaftet und für Wochen gefangen gehalten wurde. Dies ohne dass er etwas Unrechtes getan hätte. Keine Straftat, nichts.“

Es scheint mir, als ob in diesem Land je länger je mehr das Vertrauen durch Videokameras und die Menschlichkeit durch Gefängnisse ersetzt würde.

Wäre es nicht an der Zeit, alle menschlichen Wesen überall auf der Welt unbefristet willkommen zu heissen?

Wer näher wissen will, wer denn die Herbergssuchenden nun sind, dem sei die Website ans Herz gelegt, auf der Testimonials von Menschen in der Predigerkirche zu sehen sind . Ihre Schicksale sind ergreifend, nur eben, sie heissen nicht Maria und Josef – und es ist darum durchaus möglich, dass die Kirche demnächst die Polizei beauftragt die Kirche zu räumen. Um das zu verhindern gibt es morgen eine Demonstration.

Ankündigung Demonstration:
“Bleiberecht jetzt! Das Recht auf Hoffnung zurück!” am Samstag, 3. Januar 2009, 13.30 Uhr Predigerplatz (Niederdorf, bei der Zentralbibliothek), Zürich

(falls jemand ein Interview mit den Betroffenen in der NZZ findet, wäre ich froh um Mittlteilung (im Kommentar). Bisher konnte ich dort diesbezüglich nur einseitige Informationen finden.)